Der böse Wolf und die dummen Geißlein
Von Mama Gänseblümchen
Nachdem der alte böse Wolf nun schon so lange tot war, hatten die Ziegen ein freies und frohes Leben und die einstige Gefahr völlig vergessen.
Nun begab es sich aber, dass aus einem fernen, sehr finsteren Wald ein noch viel böserer und gemeiner Wolf in diese Gegend kam, der einen hinterhältigen Plan verfolgte. Er hatte einen Schafspelz und so erkannte ihn kein einziges Tier im großen Ziegenland.
Als die Ziegenmutter eines Tages wieder einmal fort musste, machte sie sich überhaupt keine Sorgen um ihre Kinder, da so lange Frieden geherrscht hatte. Der böse Wolf hatte also leichtes Spiel, sie in einen Hinterhalt zu locken und einzusperren. Danach ging er schnurstracks zum Haus der 7 Geißlein und gab sich als ihre Mutter aus, die das auch, getäuscht durch den Schafspelz, glaubten und ihm gerne den Einlass gewährten. Nur das kleinste Zicklein sah seine schwarzen Füße und schaffte es unbemerkt sich im Uhrenkasten zu verstecken; seine Geschwister aber schöpften keinen Verdacht.
Der Wolf aber sprach zu ihnen: “Wir machen jetzt das Haus ganz neu, helft mir nun, alle alten Möbel zu zerschlagen. Wer am besten hilft, wird belohnt!” So begannen also die sechs dummen Geißlein ihre ganze Einrichtung zu zerstören und der böse Wolf lobte sie für ihre “guten” Taten. Er schenkte jedem Tier eine Maske, die sie nun tags und nachts immer tragen sollten, damit ihnen der Staub beim Zerstören nicht in die Nase und ins Maul geriete; in Wirklichkeit aber wollte er nicht, dass sie heimlich tuschelten, denn er befürchtete doch, dass sein Betrug durchschaut würde. Das älteste Geißlein schöpfte auch bald Verdacht und stellte den Wolf zur Rede, es wurde aber sogleich schwer bestraft, so dass kein anderes Geißlein mehr wagte Fragen zu stellen und sie weiterhin taten, was der Wolf ihnen befahl.
Nach und nach machten sich wohl alle Gedanken, da nun schon fast alles zerstört war und gar nichts neu gemacht wurde, aber keines wusste, was die anderen dachten. Gemeinsam wären sie wohl stark genug gewesen, um den Wolf mit Leichtigkeit davon jagen zu können, aber der Wolf hatte ihnen Angst eingejagt und hatte ihnen befohlen, ihm sofort mitzuteilen, wenn wieder einmal jemand Zweifel an seinem Tun hätte und drohte harte Strafen an.
Für die Geißlein fing eine harte Zeit an, sie mussten alles tun, was der Wolf sagte, der es sich nun im Bett der Mutter bequem gemacht hatte, während die Geißlein auf dem Boden schlafen mussten, da sie keine Betten mehr hatten und kaum so viel Futter bekamen, um gerade nicht zu verhungern.
Das kleinste Zicklein konnte durch den Uhrenkasten alles mit ansehen, saß aber in der Falle, weil sich keine Gelegenheit ergab, zu fliehen. So flehte es in seiner Not zum lieben Gott, weil es sich keinen anderen Rat mehr wusste. Auch die anderen verzweifelten. Die Geschwister fingen an, im Herzen um Hilfe zu beten, aber keines von ihnen wusste, was die anderen dachten. Aber die Herzen sind frei und lassen sich nicht verknechten und alle Lüge kommt ans Licht. Der liebe Gott hatte alles seit Ewigkeiten so geplant, weil er eine neue und wirklich schöne Welt, ganz ohne böse Wölfe und Lug und Trug vorbereitet hatte, aber alle Ziegen ihn in der langen Friedenszeit völlig vergessen hatten. Erst in der Not erinnern sich die Menschen und die Ziegen wieder an ihren Schöpfer und so musste das alles geschehen, was nun geschah. Der liebe Gott sandte seine lichten Engel auf die Erde und mit ihrem Licht erkannten alle die wirklich Bösen und rissen sich die dummen Masken ab, befreiten die arme Ziegenmutter, entlarvten den bösen, inzwischen fett und träge gewordenen Wolf, und jagten ihn mit Schimpf und Schande davon und konnten alle zusammen ihre schöne heile Welt aufbauen, in der alle friedlich miteinander leben konnten, weil es keinen Bösewicht mehr gab!