Die Dunkelelfe Petunia
Von Mama Gänseblümchen
Es war einmal eine Dunkelelfe namens Petunia, die lebte im Reich der Schatten, wo es immer kühl und düster war. Sie sehnte sich sehr nach dem Licht und der Wärme, denn auch sie war dort, wo es immer warm und schön und friedlich ist, geboren worden, hatte aber vergessen müssen, so wie alle Bewohner des Schattenreichs, wo sie eigentlich herkam, denn nur so konnte sie ihre Aufgabe erfüllen, was sie vor langen Zeiten ihrer lichten Zwillingsschwester versprochen hatte. Beide konnten sich nicht mehr aneinander erinnern, beide wussten nicht mehr von den heiligen Banden, die sie einst verbunden hatten. Ja, die Banden waren immer noch da, sie fühlten beide in sich eine merkwürdige Leere, wussten aber nicht, warum, und was sie bedeutete.
Während die lichte Elfe, die Veronica hieß, trotzdem glücklich war und frohgemut jeden Tag gerne ihre Aufgaben erfüllte, indem sie sich um ihre Blumenkinder kümmerte, fror Petunia so sehr, dass ihr Herz sich ganz zusammenzog und sie keine Liebe mehr fühlen konnte, Sie kümmerte sich nicht mehr um all die Schattenblümlein, die doch so sehr auf ihre Hilfe angewiesen waren und alle bald die schönen Köpfchen hängen ließen und ganz schwach wurde und verwelkten. Aber Petunia lachte nur darüber und sagte: „Weshalb soll es euch denn besser gehen als mir? Seht nur, wie ihr allein klarkommt! Mir hilft doch auch niemand!“ und wandte sich ab und flog ins lichte Reich.
Als sie sah, wie glücklich und fröhlich dort alle waren, wurde ihr Herz voller Neid, denn sie wusste, sie konnte nicht bleiben, weil sie eine Schattenelfe war und nur im Reich der Schatten leben konnte. Sie dachte aber wieder: „Warum soll es denn den anderen besser gehen als mir?“ und begann alles, was sie sah, zu zerstören. Sie riss den Blümchen die Köpfchen ab und warf sie auf den Boden, quälte Käfer und Schmetterlinge und kleine Tiere und richtete so viel Schaden an, wie sie nur konnte.
Der Himmelsvater aber, der alles sieht und alles weiß, erbarmte sich ihrer und schickte ihr einen Traum, in dem sie sich zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Veronica auf einer Waldlichtung nachts bei Mondenschein tanzen sah. Sie konnte die Freude, den Frieden und die tiefe Verbundenheit im Herzen fühlen und auch am nächsten Morgen hatte sie den wunderschönen Traum nicht vergessen. Sie fühlte, dass etwas ganz Großes bevorstand, etwas, was alles verändern würde, wenn sie nur aufhörte, böse zu sein und so begann sie, gleich nach Veronica zu suchen.
Sie flog wieder ins lichte Reich und fragte nach Veronica, doch dort wollte man sie verjagen, weil sie doch am Vortag so ein großes Unheil angerichtet hatte. Sie wurde zornig, doch dann besann sie sich, bat um Verzeihung und half mit, das Chaos zu beseitigen, und den armen kopflosen Blumenkindern zu helfen, indem sie sie pflegte, ihr weniges Licht weitergab, so gut sie konnte, und jeden Tag wiederkam, bis es den Blümlein wieder besser ging. Die lichten Elfen sahen nun, dass sie sich wirklich geändert hatte und auch Petunia bemerkte, dass sie nun viel mehr Licht hatte als vorher, denn nur wer Liebe geben kann, bekommt auch Liebe zurück. So half man ihr auch gerne weiter auf ihrer Suche nach Veronica, denn Petunia wusste, nur beide zusammen konnten ihre große Aufgabe erfüllen und nur zusammen konnten sie den Weg auf die ganz neue Erde finden. Weil das Licht Tag für Tag stärker wurde, wusste sie, dass nicht mehr viel Zeit blieb, aber sie vertraute auf den lieben Himmelsvater, denn nur mit seiner Hilfe würde am Ende alles gut werden!